Kroatien hat sein Auftaktspiel souverän mit 3:1 gegen Irland gewonnen, es war insgesamt eine geschlossene Manschaftsleistung der Bilic Boys. Erfahrt hier in der Bewertung wie sich die einzelnen Spieler gestern präsentiert haben!
Stipe Pletikosa: Note 3
Für Plete ist es bereits das vierte große Turnier und damit gehört er zu den absoluten Routines im Team von Slaven Bilic. Der 33-jährige zeigte gestern eine grundsolide Leistung gegen Irland, die wenige Schüsse die auf sein Tor kamen hielt er (fest). Darüber hinaus kommunzierte er viel mit seinen Vorderleuten und dirigierte damit die Abwehrreihe. Positiv waren auch seine zahlreichen (genaue) Abschläge auf Mandzukic und Jelavic. Negativ seine Strafraumbeherrschung bei Standards/hohen Bällen. Beim 1:1 war der Ball lange in der Luft, Pletikosa bliebt auf der Linie und ließ St. Ledger in (seinem) 5m Raum zum Abschluss kommen.
Ivan Strinic: Note 4
Weder Fisch noch Fleisch, die Linksverteidigerposition ist auch nach und trotz des Sieges wohl die größte Baustelle im kroatischen Spiel. Strinic zeigte sich engagiert und lauffreudig, doch sowohl in der Offensive als auch in der Defensive war er zu „zaghaft“. Im Anrgiff fehlte im das Durchsetzungsvermögen, er rückte selten nach und konzentrierte sich darauf Perisic den Rücken freizuhalten. Defensiv ließ er nicht viel anbrennen, stand jedoch bei zahlreichen Zweikämpfen zu weit weg vom Gegenspieler. Strinic kann mehr und wird gegen Italien und Spanien auch mehr zeigen müssen.
Gordon Schildenfeld: Note 4
Schildenfeld war und ist neben Strinic wohl die meistdiskutierte Personalie unter den kroatischen Fans. Viele sprechen ihm die internationale Klasse ab, gestern bewies er jedoch dass er durchaus in der Lage ist eine konzentrierte Leistung abzuliefern. In der Luft ließ er wenig zu, scheute nicht den Zweikampf und spielte auch den einen oder anderen ordentlichen öffnenden Pass aus der Abwehr heraus. Dennoch, Schildenfeld ist sowohl gedanklich als auch physisch nicht der schnellste Verteidiger, am Boden wusste er er sich oftmals nur mit unsauberen Mitteln zu helfen und hatte Glück dass sein Foul an Robbie Keane an der Strafraumgrenze in der 63. Minute von Kuipers nicht geahndet wurde. Genau wie bei Strinic wird auch Schildenfeld sich in den beiden kommenden Partien steigern müssen.
Vedran Corluka: Note 4
Sein Einsatz war letzte Woche lange Zeit fraglich, am Ende hat es für Charly gereicht. Insgesamt war es jedoch zu wenig, zu wenig für einen Defensivallrounder und erfahrenen Mann wie Corluka es ist. Er wirkte in vielen Situationen unkonzentriert, so auch beim 1:1 Ausgleich. Zunächst foulte er Doyle (überflüssig) an der Außenlinie und stand bei der darauffolgenden Hereingabe zu weit weg von St. Ledger. Überhaupt verursachte Corluka viele Freistöße durch ungestümes Verhalten im Zweikampf. Corluka kann mehr und wird auch bessere Spiele zeigen, davon sind wir überzeugt. Idealerweise beweist er uns das schon am kommenden Donnerstag.
Darijo Srna: Note 2
Der Derwisch auf der rechten Seite, der Kapitän zeigte sich (erneut) als wahres Vorbild. Lief nahezu 90. Minuten lang die rechte Seite rauf und runter, manchmal fragte man sich ob er RV, RM oder RS spielt. Er schaltete sich regelmäßig in die Offensive ein und war auch verantwortlich für die Flanke in der 3. Minute auf Mandzukic. Srna ist und bleibt ein absoluter Leistungsträger dieser Mannschaft und wird sich auch in den kommenden beiden Partien zerreißen. Defensiv war er kaum gefragt, es wird spannend zu sehen inwiefern er seinen Offensivdrang auch gegen Italien und Spanien ausleben kann. Ausbaufähig sind auch seine Flanken, auch wenn er das 1:0 vorbereitete fanden die Hereingabe im weiteren Spielverlauf kaum einmal einen Abnehmer.
Ivan Perisic: Note 2
Es war der erste Auftritt für Perisic bei einem großen Turnier und diesen meisterte er souverän. Spiel- und lauffreudig suchte er stets den direkten Weg zum Tor, scheute nicht den Zweikampf und eigenen Abschluss. Der 23-jährige hat sich sehr gut in die Mannschaft integriert, die Laufwege mit den Offensivkollegen wirken abgestimmt. Seine gute Leistung krönte er mit der Vorlage zum 3:1. Auch in der Defensive arbeitete Perisic mit und unterstützte Strinic regelmäßig hinten links.
Luka Modric: Note 2,5
Es war insgesamt eine ordentliche Leistung von Modric, er spielte sehr unauffällig aber dafür umso effektiver. Alles was er machte hatte Hand und Fuß, er verlor (unseres Erachtens) keinen einzigen Ball, war bei eigenem Ballbesitz sehr sicher und nicht von der Kugel zu trennen. Modric ist und bleibt das Herzstück im kroatischen Spiel, er gibt das Spieltempo vor und leitete die Angriffe ein. Auch suchte er gestern des öfteren den Abschluss aus der Ferne, was unter anderem zu Verwirrung vor dem 2:1 sorgte. Positiv war auch sein Zweikampfverhalten, grätschen, foulen und beißen waren gestern keine Fremdwörter für den fleißigen Modric. Es war eine gute Leistung (im Hintergrund), gegen Italien und Spanien werden wir jedoch mehr Genialität und Kreativität seitens Modric benötigen.
Ogjen Vukojevic: Note 3
Vukojevic erhielt den Vorzug vor Dujmovic neben Modric, es ist schwer und mühsam sich im Nachhinein und nach solch einem Ergebnis/Erfolg die Frage zu stellen ob dies berechtigt war. Fakt ist, Vukojevic hat alles von sich gegeben, er rannte Löcher zu, unterstütze die Stürmer beim Pressing, gewann viele Zweikämpfe und zeigte sich bis zu seiner Auswechslung unermüdlich. Mehr kann und sollte man von einem Staubsauger im defensiven Mittelfeld nicht erwarten. Nach der kroatischen Führung überließen Modric und er den Iren nahezu komplett das zentrale Mittelfeld und zogen sich weit zurück, ob dies eine taktische Anordnung von Bilic war können wir nicht einschätzen. Wir hätten uns aber gewünscht dass gerade in der Drangphase der Iren die Mitte mehr zugestellt wird.
Ivan Rakitic: 2,5
Rakitic war ein Aktivposten im kroatischen Spiel, stets anspielbar und lauffreudig. Er harmonierte sehr gut mit Darijo Srna und war zusammen mit dem Kapitän im Vergleich zu Strinic/Perisic die deutliche aktivere Seite. Viele Angriffe wurden über die rechte Seite von Rakitic eingeleitet, immer wieder zog er in die Zentrale und hatte in der zweiten Hälfte eine gute Torgelegenheit aus knapp 18m. Man merkt Rakitic einfach seine (internationale) Erfahrung an, der 24-jährige weiß ganz genau wann er das Tempo rausnehmen muss und wann er in das Dribbling geht. Dennoch ist Rakitic kein klassischer Außenspieler, lange hielt es ihn nie auf rechts. Gegen Italien und Spanien muss er noch disziplinierter und effizienter agieren.
Mario Mandzukic: 1
Zwei Tore erzielt, den ersten Treffer selbst mit eingeleitet und stets ein Unruheherd auf dem Platz, Mandzukic wurde völlig zu recht zum „Man of the match“ gewählt. Er war zweimal per Kopf zur Stelle und auch sonst war er überall auf dem Spielfeld zu finden. Vorne rieb er sich in den Zweikämpfen mit Dunne und St. Ledger auf und kassierte dabei viel Haue. Gemeinsam mit Jelavic war er der erste kroatische Verteidiger, die beiden ließen durch das permanente Pressing keinen ruhigen Spielaufbau der Iren zu. Mandzukic ist ein Stürmer wie in sich jeder Trainer nur wünschen kann, laufstark, technisch visiert, Kopfballstark und kaltschnäuzig vor dem Tor. Wenn Mandzukic diese Effinzienz in seinem Spiel behält wird er Slaven Bilic und den kroatischen Fans noch viel Freude bereiten bei diesem Turnier.
Nikica Jelavic: Note 2
Neben Schildenfeld und Strinic wurde auch die Personalie Jelavic im Vorfeld heiß diskutiert, er sei kein Mann für die Nationalmannschaft hieß es und viele hätten Eduardo den Vorzug vor Jela gegeben. Bilic entschied sich jedoch für Jelavic und hat alles richtig gemacht. Nikica merkte man von der ersten Minute an dass er unbedingt will, er war extrem laufstark, scheute keinen Zweikampf und arbeitete viel mit nach hinten. Insgesamt fehlten ihm ein wenig die gefährlichen Strafraumszenen die er benötigt für sein Spiel ABER in der 43. Minute stand er goldrichtig als er ein „Zuspiel“ von Ward eiskalt nutzte und kurz vor der Halbzeit das so wichtige 2:1 erzielte. Man merkte Jelavic nach dem Treffer deutlich an welcher Druck auf Ihm lastete, das Tor wird ihm das nötige Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben/Spiele geben.
Kranjcar, Eduardo und Dujmovic
Bilic wechselte sehr spät, zu erst brachte er in der 72. Minute Niko Kranjcar für Jelavic, die Wechsel von Eduardo (für Perisic) und Dujmovic (für Rakitic) in der 89. und 92. Minute hatten mehr den Charakter Zeit von der Uhr zu nehmen. Aber auch Kranjcar konnte in den knapp 20. Minuten Spielzeit keine Akzente setzen, er war köperlich jedoch sofort präsent, lief viel und konzentrierte sich dabei primär darauf keine Lücken im Mittelfeld entstehen zu lassen. Kranjcar wird wohl auch gegen Italien die erste Option von der Bank sein. Eine Bewertung von Dudu und Dujmovic nach 5. bzw. 3 Minuten Spielzeit ist (verständlicherweise) nicht möglich.
Wie habt ihr die einzelnen Spieler gesehen? Wer hat euch besonders gut gefallen und wer konnte euch nicht überzeugen?